Artist Statement

Ich stelle nichts dar, sondern schaffe in Wandarbeiten, Fotografien und Installationen imaginären und meist unbetretbaren Raum.

Diese Räume stehen für den unbekannten Ort der Entstehung von Gefühlen, aber auch die Frage nach dem Selbst und der Verlässlichkeit der eigenen Wahrnehmung.

Die wichtigsten Elemente meiner Arbeit sind Spiegel und Ellipse, wobei ich diese als eine Abstraktion des Spiegels definiere. Ich verwende den Spiegel als Symbol für die Unmöglichkeit der Selbstwahrnehmung über das Spiegelbild.

Im täglichen Gebrauch hat der Spiegel sowohl öffentlich, als auch im Privaten die Funktion der Kontrolle oder Selbstkontrolle, aus dem nicht viel mehr als ein trügerisches und unlebendiges Abbild des Betrachters zurückblickt. Die Spiegel, die ich jedoch in meinen Installationen verwende, sind als Anti- oder Zerrspiegel der Realität zu verstehen.

Mir geht es mehr um die Befragung des Selbst in seinen Grundfesten, als um ein Selbstportrait. Aus diesem Grund erscheint auch immer wieder die Farbe Schwarz. Zum Beispiel schwarze Zeichnungen, schwarz lackierte Holz -, oder Plexiglasformen, oder der schwarze Raum, indem Orientierung nur schlecht möglich ist.

Das Motiv der Ellipse dient  mir als Symbol des Spiegels und seines Rahmens und ich  schaffe durch die Verwendung der elliptischen Form ein Zeichen für den unbekannten Raum im Innern unseres Gehirns. In der Systemtheorie wird das Selbst als System und Black Box angenommen, das durch die Beobachtung der Ein, -und Ausgänge analysiert und verstanden werden kann. Selbstbeobachtung, sei es in einer experimentellen Situation, oder beim Blick in den Spiegel, verspricht irgendwann die Box öffnen zu können!

Meine Installationen, Performances sind fiktive Experimente, denn sie sind unwissenschaftlich. Dafür können sie aber Gefühle sichtbar machen und damit die verschwommene Grenze zwischen bewusstem Handeln und Intuition zeigen.

In der wissenschaftlichen Forschung bekommen die Versuchspersonen eines Experiments meist keine Rückmeldung über ihre eigen Ergebnisse und über die des Experiments. In meinen experimentellen Installationen dagegen drehe ich die Rolle für die Teilnehmer um, da der Betrachter, der gleichzeitig fiktive Versuchsperson ist, die Situation eigenständig und individuell bewertet.

Meine künstlerische Arbeit wird so zum subjektiven, aber äußerst relevanten Experiment, das immer wieder versucht das tatsächliche Portrait des Selbst einzukreisen.

Gesine Braun, 2018

With my sculptural objects, photographies, and installations, I create, rather than illustrate, fictitious, inaccessible spaces. These spaces represent the yet unknown space of human perception, emotion, and self.

The most important elements in my work are the mirror and the ellipse as its abstraction. I use the mirror as a symbol for the impossibility of self-knowledge, since the mirror, used in daily life as means of self-control, only reflects a highly deceptive image of oneself. Hence, the mirrors in my installations, being anti- or distorting mirrors, do not just reflect the outside world. I query the self, without simply referring to a naturalistic self-portrait. The motive of the ellipse takes this one step further: it stands as symbolic form for the mirror and its frame, no longer reflecting, but creating a possibility to approach an inaccessible unknown space inside. In its multifaceted iconography, the mirror is also used as metaphor for the three times; past, present, and future. Being in the present, I can look forward into the future, but at the same time see the past in the mirror. Another metaphor for my approach is the self as black box. In terms of systems theory, the self as system can be conceived as black box, which can be understood and analysed by observing inputs and outputs. Self-observation, be it by looking in a mirror or by exposing oneself to experimental situations, promises to open the box.

My installations, performances, video, and sound works are such fictitious experimental situations: they make emotions visible and show the blurred border between conscious action and unconscious intuition. Often, I use myself as test subject in my own experiments, but I can be replaced by a viewer, who is an important constituent of my work. In a scientific context, however, the participants or test subjects, do not get feedback about experimental results. I use experimental settings, but reverse the meaning for the participants. The viewer, at the same time being a test subject, independently evaluates the situation. Thus, at the expense of objectivity, art becomes a subjective but relevant experiment. I am trying to encircle and isolate the genuine portrait of the self.

Gesine Braun, 2018